So mancher tut sich damit schwer ...

Bei keinem anderen Instrument wird so viel über das Thema „lernen mit oder ohne Noten“ debattiert wie bei der Gitarre, denn die Ansichten darüber gehen oft stark auseinander.
Einiges scheint dafür zu sprechen, den bequemeren und vermeintlich schneller zum Erfolg führenden Weg ohne Noten zu gehen. Schließlich zählt die Gitarre aufgrund ihrer Bauweise und der sich daraus ergebenden Anordnung der Töne eher zu den unübersichtlichen Instrumenten, was das Notenlesen nicht gerade begünstigt. Auch stimmt, dass sich selbst mit wenig Grundkenntnissen und ein paar Griffen auf der Gitarre ein durchaus hörenswertes Ergebnis erzielen lässt – und das, ohne eine einzige Note zu kennen! Und zu guter Letzt gibt es ja auch noch die Tabulatur, ein grafisches System, dass das einfache Auffinden und Greifen einzelner Töne oder Akkorde auf dem Griffbrett ermöglicht, völlig unabhängig vom Notenbild. Dieses Verfahren gab es übrigens schon im Barock für die Laute. Vielleicht drei entscheidende Gründe dafür, warum das Lernen ohne Noten auf der Gitarre eine hohe Popularität genießt.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Argumenten, die dafür sprechen, sich gleich von Beginn an mit Noten vertraut zu machen. So besteht beispielsweise ein Musikstück bekanntermaßen nicht nur aus einer Reihe unterschiedlicher aufeinander folgender Tonhöhen, sondern auch aus rhythmischen Elementen, die aus der Ansammlung von Tönen erst eine erkennbare Melodie machen. Bei der Tabulatur-Darstellung fehlt in der Regel die Information zur Rhythmik. Und selbst wenn in einem darüber liegenden Notensystem das Notenbild mit der entsprechenden Rhythmik angezeigt wird, nützt das nur dem, der sie lesen kann.
In diesem Zusammenhang ist immer wieder zu beobachten, dass selbst erwachsene Gitarreneinsteiger, die in ihrer Jugend einmal ein anderes Instrument auf der Grundlage von Noten gelernt hatten, über eine gute musikalische Auffassungsgabe verfügen und schneller vorankommen.
Im Zusammenspiel mit anderen Musikern – vor allem mit notenkundigen – dürfte der Vorteil dieser „gemeinsamen Sprache“ auf der Hand liegen. Ein so genanntes „Leadsheet“ beispielsweise, auf dem alle wichtigen musikalischen Details wie Melodie, Akkorde, Breaks etc. notiert sind, kann eine gute Basis für die gemeinsame Arbeit an einem neuen Stück in der Bandprobe liefern.
Auch wenn es mal schnell gehen muss und man wenig Zeit zum Proben oder Auswendiglernen hat, erlangt die Fähigkeit vom Blatt spielen zu können unschätzbaren Wert.