»Ich glaube, das Erleben von Musik besteht, im Gegensatz zum Verstehen von Musik, zunächst darin, Hören zu lernen.«

– John Cage

Ein weiser Satz von John Cage, einem der einflussreichsten Komponisten der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts. Ein wesentlicher Aspekt dieses Gedankens könnte mit der Einsicht zu tun haben, dass vieles nur oberflächlich oder gar nicht wahrgenommen wird. Oft vor allem dann, wenn wir uns durch unsere Befindlichkeiten „ablenken“ lassen. Das passiert beispielsweise dann, wenn wir einer Musik, die wir nicht mögen, nicht mehr zuhören wollen. Aber eben auch dann, wenn uns eine Musik, die uns emotional tief berührt, davon abhält, genauer zuhören zu können!

Am deutlichsten kann man diese Vorgänge bei sich selbst beobachten, wenn man Musik transkribiert!

Es gibt sicherlich viele verschiedene Arten, Musik zu hören. Für uns Musiker sind zwei grundsätzlich voneinander zu unterscheidende Arten von Bedeutung. Zum einen das „emotionale Hören“, das rein auf die momentane Stimmung bezogen ist, in der man passiv genießt (oder auch nicht) und die Musik auf sich wirken lässt. Zum anderen das „analytische Hören“, das die jeweilige Musik auf ihre Elemente hin untersucht und Befindlichkeiten außen vor lässt. Und auch wenn sich diese beiden Arten, sich mit Musik zu beschäftigen, stark voneinander zu unterscheiden scheinen, so ist es für uns als Musiker*in von großem Vorteil, beides zu können – Musik emotional zu erleben mit dem tiefen Empfinden für Klang und Wirkung, als auch die Fähigkeit, Musik „sezieren“ und analysieren zu können.