»Jeder, der etwas anhörenswertes spielt, weiß im voraus, was er spielt. Dabei ist es gleichgültig, ob er sich einen Tag oder einen Takt vorher darüber im Klaren ist.«

– Duke Ellington

In diesem Ausspruch des amerikanischen Pianisten, Komponisten und Bigband Leiters Duke Ellington steckt die Essenz dessen, was Jazz-Improvisation ist. Denn eines ist sie sicher nicht: vom Zufall geprägt!

Der Begriff „improvisieren“ leitet sich vom italienischen improvisare – aus dem Stehgreif ab und meint das „gleichzeitige Erfinden und Realisieren von Musik“ (M. Künzler; Jazz Lexikon). Somit ist  Improvisation im Grunde Komposition, die unmittelbar ausgeführt wird.

Wenn man sich die Geschichte des Improvisierens im Jazz einmal genauer anschaut, wird klar, dass es besonders im frühen, so genannten „Oldtime Jazz“, darum ging, dem jeweilig gespielten Musikstück eine Variation hinzuzufügen, die sich eng an der bereits vorhandenen Melodie orientiert. Diese „paraphrasenartige“ Spielweise wurde erst viel später ab Mitte der 1930er Jahre allmählich von einer eigenständigen Improvisierpraktik abgelöst. Ab 1945 im Bebop, der ersten Stilrichtung des „Modern Jazz“, dreht sich das Prinzip dann um. Die Improvisation übernimmt den Hauptpart im Spiel, und Melodie bzw. Thema des Stücks sind kaum noch relevant. Diese Entwicklung des Jazz von der einstigen Tanz- und Unterhaltungsmusik hin zur Kunstmusik hat dazu geführt, dass sich nachfolgende Generationen von Jazz- und Rockmusikern immer weiter in die Welt der Skalen, Harmonieerweiterungen und Polytonalitäten bewegt haben. Das Improvisieren wurde zum Markenzeichen eines Musikers, den man fortwährend nicht nur an seiner Phrasierung erkennen konnte, sondern auch an der unverwechselbaren Tonauswahl in seinen Improvisationen.

Dieser kleine Geschichtsexkurs soll aufzeigen, dass das Improvisieren weit mehr sein kann als eine mehr oder weniger begrenzte Anzahl von Skalen und Arpeggi.